Im Klartext: Mit Marcel Hanselmann und Sasha Justmann

Mit zeitsprung führt ihr einen Marktführer in Sachen Digitalisierung und Innovation in der Versicherungsbranche. Die Lösungen des Unternehmens wurden schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem auch mit den renommierten Awards des Wirtschaftsmagazins „Capital“ und des Branchenblattes „Brandeins“.
Dennoch tun sich immer noch zahlreiche Marktteilnehmer der Versicherungswelt schwer, sich auf Zukunftslösungen wie eure einzulassen. Könnt ihr abschätzen, warum?

MH Ich denke, dass die Versicherungsbranche insgesamt an Progressivität und Offenheit für Innovation zulegen muss, auch wenn sich in den letzten Jahren hier schon einiges zum Positiven gewandelt hat. Die Welt um uns herum wandelt sich in eklatantem Ausmaß. Man darf dabei nicht unter den Tisch fallen lassen, dass auch viele Versicherer und Vertriebe hier einen tollen Job machen und auf dem Weg zu zielgerichteter Digitalisierung und echter Vernetzung bereits wichtige Meilensteine gemeistert haben – viele von ihnen mit unseren Produkten. Ich habe aber den Eindruck, dass viele Marktteilnehmer beim Thema Vernetzung abgeschreckt sind. Es scheint ihnen lästig, kompliziert, aufwändig und sperrig. 

SJ Genau! Das ist aber zumindest in unserem Haus – für andere kann ich nicht sprechen – nicht der Fall. Wir liefern Cloud-Lösungen, die sofort zur Verfügung stehen, immer auf dem aktuellen Stand sind und kein internes Know-how benötigen – unkomplizierter geht es wohl kaum. Wir beschäftigen dafür in unserer Unternehmensgruppe mittlerweile über 60 hoch qualifizierte Fachleute, darunter mehr BiPRO-Experten als irgendwo sonst am Markt, wobei gesagt sei, dass nicht der Input an Personalkapazität entscheidend ist, sondern viel mehr der Output an Performance. 

Die Versicherer kommen an der digitalen Vernetzung mit weiteren Marktteil-nehmer nicht vorbei, ein Daten-Hub wie die zeitsprung-Cloud ist dafür eine
mögliche Lösung der Zukunft.

Manfred Toews, Deloitte, Senior Manager Insurance Operations

Könnt ihr uns hierzu einen Einblick in ein paar griffige Eckdaten geben?

SJ Ja, diese Zahlen sind meines Erachtens durchaus bemerkenswert. An unsere zeitsprung-Cloud sind mittlerweile beinahe 10.000 Vertriebshäuser und weit über 100 Versicherer angebunden.
Im vierten Quartal des letzten Jahres liefen über unsere Plattform 8,7 Millionen Dokumentenabrufe, 142 Millionen Transfers und 426 Millionen Schnittstellenaufrufe. Das Ganze kommt nicht von ungefähr: Wir bei zeitsprung haben uns diese Marktführerstellung über mehr als 10 Jahre erarbeitet. Was wir dabei auch endgültig hinter uns lassen konnten, ist die überflüssige Henne-Ei-Diskussion. Die Zahlen sagen es schon aus.

MH Wir bringen Angebot und Nachfrage effektiv zusammen und das sorgt für stetig wachsende Begehrlichkeit. Wir sind heute schon der größte Hub der Branche und wachsen durch diesen Effekt exponentiell weiter. Das ist großartig, weil es uns auf dem Weg zur kompletten Vernetzung der Branche schnell voranbringt. Was uns bei dieser Entwicklung definitiv hilft, ist, dass wir ein solide aufgestelltes und zu 100 % eigenfinanziertes Unternehmen sind. Das lässt uns schnell und agil sein, was für die komplette Branche im Übrigen die Marschrichtung sein sollte. 

Ein weiterer Eckpfeiler, den ihr immer wieder thematisierst, ist die Neutralität solcher Datenknoten.
Kann denn ein privatwirtschaftliches Unternehmen wie zeitsprung diese Neutralität überhaupt versichern – das eigene Hemd ist einem doch tendenziell immer am nächsten, oder?

MH Ob eine wirkliche Neutralität gegeben ist, richtet sich doch nicht nach der schieren Organisationsform des Unternehmens oder nach dem, was man dem Markt erzählt. Entscheidend ist doch vielmehr das wirkliche Agieren am Markt und die wirkliche Funktionsweise des eigenen Geschäftsmodells. Wir leben von dauerhaft zufriedenen Kunden, das ist unser Geschäftsmodell. Wenn wir ihnen gegenüber nicht fair und neutral – man könnte auch sagen unabhängig – wären, dann hätten wir vermutlich heute schon keine mehr. Ich möchte das an zwei ganz zentralen Punkt darstellen.

Bei uns im Hause zeitsprung ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir Bestände und Prozesse voneinander trennen. Wir kümmern uns um optimale Prozesse und haben dabei keine eigenen Bestände. Das ist das Gut unserer Kunden! Wenn wir selbst Interesse an Beständen hätten, würden wir in Konkurrenz zu unseren Kunden treten und das würde unsere Neutralität gefährden. Dann würde die Gefahr bestehen, dass uns das eigene Hemd näher ist als das unserer Kunden. Durch eine schiere Bestandsmacht könnte man sowohl gegenüber Versicherern als auch gegenüber unseren Wettbewerbern Druck ausüben. Das wäre aber nicht Sinn der Sache.

Darüber hinaus gibt es bei uns keine wirtschaftlichen Verflechtungen mit Gesellschaftern oder Investoren, die zu Interessenskonflikten führen könnten. Wir können ohne Kompromisse unserem Geschäftsmodell folgen.

Über diesen Punkt wird auch immer wieder diskutiert. Es ist durchaus denkbar, dass in entwicklungsintensiven Bereichen wie eurem ein Unternehmen, das Vernetzungstools anbietet, von einem großen, kapitalstarken oder anderen potenten Marktteilnehmer wie Vertrieben oder Softwareherstellern finanziert wird.
Was würde das bedeuten?

MH Genau dann hätten wir definitiv einen ernsthaften Interessenskonflikt. Diese Diskussion um Infrastruktur und Produkt verstehe ich im Übrigen nicht so recht. Wir sehen es doch in anderen Bereichen bspw. im Schienenverkehr, dass dort, wo beides in einer Hand liegt, oft nicht zugunsten des Kunden in Sachen Qualität, Zuverlässigkeit und Innovationsgeschwindigkeit gehandelt wird. Das ruft ja auch immer wieder die Wettbewerbshüter auf den Plan. 

In unsere Branche übertragen würde das bedeuten, dass ein Unternehmen mit primären Interessen am Verkauf von Produkten, d. h. ein Versicherer oder ein Vertrieb, auch einen Daten-Hub betreibt und es dann naheliegend wäre, dass dieser Knotenpunkt für die Interessen seines Kerngeschäfts missbraucht werden könnte. 

SJ Wir als zeitsprung haben die Vision, alle mit allen zu vernetzen und nicht Eintrittshürden aufzubauen. Hier haben wir über Jahre bewiesen, dass wir zu unseren Werten stehen und für den Markt ein verlässlicher Partner sind. Vernetzung ist ein Hygienefaktor, da müssen wir auch auf dem Boden bleiben. Wir sprechen hier über die Grundlage des zukünftigen Geschäftsmodells der Versicherungsbranche – nicht mehr und nicht weniger. Und zu guter Letzt wird unsere Neutralität durch den Fakt gesichert, dass wir als Unternehmen komplett vom operativen Management getragen werden. Wir sind zu 100 % eigenfinanziert und haben keine politisch getriebenen Gesellschafter oder Finanziers. Das macht uns nicht nur neutral, sondern auch agil, kreativ und schnell handlungsfähig.

Das führt uns direkt zum nächsten Thema.
Ihr prangert immer wieder die Langsamkeit und Rückständigkeit des Digitalisierungsprozesses in der Versicherungsbranche an. Warum?

MH Wir müssen in der Versicherungsbranche die Entwicklungsgeschwindigkeit steigern, um mit anderen bzw. der anstehenden Umwälzung unserer Branche mithalten zu können.
Unser Grundprodukt, die Finanzdienstleistung, liefert uns eine optimale Basis für Digitalisierung: Das Produkt ist virtuell und die Branche verfügt  nach wie vor über viel Kapital. Der Markt macht aber zu wenig daraus. 

Wie kann man diese Geschwindigkeit steigern?

SJ Dabei halte ich agile, entscheidungsfähige Unternehmen, wie wir das bei zeitsprung auch sind, für die Schrittmacher. Wir haben mit der zeitsprung-Cloud ein fertiges und über mehrere Jahre erprobtes Produkt auf dem Markt. 

Wie ist die Infrastruktur bei zeitsprung dabei genau aufgebaut?

SJ Wir haben unsere Cloud, die aus den unstrukturierten standardisierte Versichererdaten macht und diese den Consumern zuführt. An sie sind aber nicht nur die Partner angebunden, die unsere Cloud beziehen, sondern alle Partner mit Schnittstellenlösungen – egal, ob BiPRO-normiert oder nicht. Daran sind die über 100 Versicherungen und Assekuradeure sowie die knapp 10.000 Vertriebsunternehmen über „einen Stecker“ angebunden. 

Und das funktioniert auch vor Hintergrund der immer strengeren Datenschutzregeln?

SJ Hier ist Kompetenz die Lösung! Wir arbeiten mit Fachleuten für alle beteiligten Interessensgruppen, die sich gegenseitig respektieren und gemeinsam Modelle entwickeln, die sich tagtäglich bewähren und die strengsten Anforderungen unserer Kunden erfüllen – also, worauf warten wir noch? Wir sollten uns nicht mit sperrigen Apparaten und protektionistischen Themen aufhalten, denn sonst wird man irgendwann sagen: Die Versicherungsbranche hat irgendwann einmal so gute Voraussetzungen für eine digitale Transformation und Vernetzung gehabt, aber nun wurde sie von anderen Branchen überholt und abgehängt. Das möchten wir auf jeden Fall verhindern. Der erste Schritt hierfür ist eine gute Vernetzung, denn sie ist die Grundlage für Digitalisierung und den erfolgreichen Weg in die Zukunft.